Sonntag, 18. Mai 2014

7 Monate auf Achse

Die Idee war schnell geboren, weil es ja schließlich ein langgehegter Traum von mir (Kathrin) war - "Einmal mit dem Fahrrad um die Welt". Aber mit den Überlegungen kamen natürlich auch die Zweifel, bekommen wir von unseren Arbeitgebern frei, wie teuer wird so eine Reise, wie lange soll der Trip gehen und wohin.......???
Und dann bekamen wir grünes Licht von Franks Arbeitgeber (Emis Electrics) und ich ließ meinen befristeten Arbeitsvertrag auslaufen und damit war klar, wir fahren, egal wie.
Jetzt stürzten wir uns mit Feuereifer in die Vorbereitungen (ab Januar 2013), da doch einiges zu organisieren war, wir wollten ja nicht mit "Neckermann" nach Mallorca fahren.
Im Nachhinein sind wir uns beide einig, es war eine der besten Entscheidungen in unserem Leben.
Fahrrad fahren ist wirklich ideal um Land und Leute kennenzulernen. Man lernt nicht nur die Highlights eines Landes kennen, sondern die Strecken dazwischen machen unheimlichen Spaß und sind einfach herrlich. Man erlebt dabei das ganz normale Leben dieses Landes und findet schnell Kontakt zu den Menschen.
Da sich das Leben in Asien ja hauptsächlich vor dem Haus abspielt, erlebt  man beim Radeln den ganzen Tagesablauf in den Orten.
Man sieht wie frühmorgens alles gefegt wird und der Unrat verbrannt, dann wird sich im Fluss gewaschen und die Haare sorgsam gekämmt. Im nächsten Dorf wird dann schon genüsslich zum Frühstück die obligatorische Nudelsuppe geschlürft und dann begegnen einem auch schon die vielen Schulkinder, die dann im nächsten Dorf  vor der Schule zum Appell angetreten sind um die Nationalhymne zu hören.
Später sind sie im Unterricht und man sieht in den Dörfern die Frauen die ihre kleinen Kinder versorgen und das Mittagessen kochen und dazwischen meist auch noch einen kleinen Verkaufsstand unterhalten. Zwischendurch trifft man immer wieder kleine Gefährte mit vielen vermummten Männern und Frauen die zur Arbeit auf ihre Felder fahren.
 
Als Radfahrer erlebt man das Alles hautnah mit und ist mittendrin im Leben dieses Landes.

Eine kleine Statistik zum Schluss:
Start: 22.08.2013
Ziel  : 21.03.2014
213 Tage unterwegs

Übernachtung   - 212 Schlafplätze, davon:    
                                                    Hotel/Pension    -  156
                                                    Campingplatz    -   18
                                                    Wild Camping   -  27 und 1 Lagerfeuer
                                                    Privat               -   8
                                                    Bus (Nachfahrt) -   1
                                                    Flugzeug           -   2
Wir hätten in Südostasien gern noch mehr gezeltet, doch einen geeigneten Platz für das Zelt zu finden war oft sehr schwierig. Das Problem ist, hier gibt es einfach keine "grüne Wiese am Waldesrand", meist ist neben dem Weg hohes Gras oder Gestrüpp und bei den vielen toten Schlangen auf der Straße verging uns die Lust auf's Zelten sowieso. Zudem kommt noch dazu, dass viele Landstriche sehr dicht besiedelt sind.
Traumplatz in 2100m Höhe
Rad
Gefahrene Kilometer: 8745 Kilometer - 9 Länder (Rumänien, Bulgarien, Türkei, Iran, Laos,
                                                            Kambodscha, Thailand, Malaysia und Singapur)
Es gab aber auch Ruhetage, an denen wollten wir das Rad wenn möglich nicht benutzen, doch diese waren selten und oft saßen wir doch wieder im Sattel um etwas zu erledigen oder anzuschauen.
Im Ø legten wir bei Tagesetappen 70 - 100 km zurück, die längste lag bei 134 km.
Die Ø Geschwindigkeit lag bei ca.15 km/h, das schwankte allerdings, da wir nicht immer Rückenwind hatten (aber oft), der Straßenbelag sehr unterschiedlich war bzw. einige Berge auch erstmal bezwungen werden mussten.
Einige Teilstrecken legten wir auch mit öffentlichen Verkehrsmittel (Bus, Bahn oder Flieger) zurück.
Oder wir trampten, was sogar mit Rädern ganz gut klappte.

Pannen
Kathrin - 3 Plattfüße, 2 Speichenbrüche, 1 Sattelbruch
Frank   - 6 Plattfüße, 1 neues Vorderradschutzblech, 1 neue Hinterradfelge, 1 verbogene Vorderradgabel
              (PS:  Frank auf den ersten 1500 km - 5 Plattfüße, dann auf den nächsten 7100 Kilometer
              0 (Null) Plattfüße!!).
Wir sind beide die gleichen Reifen gefahren - Schwalbe Marathon Mondial (Faltreifen).
Durchschuss
Unfälle
Kathrin  - Ein Sturz auf nasser und schmieriger Fahrbahn, bei einer Bergabfahrt, zum Glück nur
               Schürfwunden.
Frank    - Ein selbst verschuldeter Auffahrunfall, leider war das Fahrrad danach nicht mehr                                         fahrtüchtig und musste repariert werden.
Der goldene Mechaniker in Chiang Mai
Krankheiten
Kathrin - 4 Tage Magen/Darmprobleme
Frank    - 2 Tage Magen/Darmprobleme
Ansonsten sind wir von Krankheiten verschont geblieben und gesund nach Hause zurückgekehrt!

Impfungen
Jeder von uns mussten vor der Reise einige Piekser hinnehmen. Folgende Impfungen erhielten wir:
Tetanus, Zecken, Hepatitis A+B, Tollwut, Japanische Enzephalitis.
Für Malaria hatten wir Malarone Tabletten dabei.

Geld
Wir waren mit 2 unterschiedlichen Visakarten (DKB und IngDiba) ausgerüstet. Damit gabs in allen Ländern an Visaautomaten die Landeswährung. Info:Wobei wir weniger Gebühren mit der DKB Karte hatten.
Nur in der Islamischen Republik Iran, konnten wir nur Bargeld (Euro oder US Dollar) eintauschen, da der Iran durch die Sanktionen der USA der Visaverkehr blockiert wird.

Negatives: Was wir nicht unbedingt nochmal brauchen
- In der Türkei platzt ca. 50 m hinter uns ein LKW Reifen,
  A. der ohrenbetäubende Knall                  
  B. umherfliegende Reifenteile verfehlen uns nur knapp.
- Eine Tunneldurchfahrt im Iran von 1,5 Km, ohne Frischluft und Beleuchtung, wir waren froh dort        gesund duchgekommen zu sein
- Wir werden Zeugen eines Banküberfalls in Teheran, die Täter waren mit Messern bewaffnet
- Hunde die hinter uns herjagen, doch wir brachten zur Abwehr Pefferspray erfolgreich zum Einsatz.
- Steine werfende Kinder in der Osttürkei, zum Glück ohne uns zu treffen.
- Kathrin wird aus einem fahrenden Auto mit einem Apfel beschmissen und getroffen, was "nur" ! in
  einem großen blauen Fleck endete.
Türkische Hirtenhunde - Kangals

Was haben wir vermisst?
- frisches Schwarzbrot, leckeren Käse oder mal eine schöne Thüringer Rostbratwurst
- ein besseres Englisch, um uns noch tiefgründiger mit den Leuten unterhalten zu können

Essen
Eigentlich wird in Asien alles gegessen, was 2, 4 oder 6 Beine hat, doch das entsprach nicht immer unseren Vorstellungen.

Eine Delikatesse "angebrütete Eier", aber nicht für uns
So haben wir zumindest versucht uns landestypisch zu ernähren. Manchmal war es etwas schwierig, wenn wir nicht wussten was da gerade brutzelte und so aßen wir meist nur das was wir erkannten, was uns auch meistens "hoffentlich" gelungen ist?
Indische Küche war für uns immer lecker
Auch mit der morgendlichen Nudelsuppe mit Hühnerfüßen konnten wir uns nicht so richtig anfreunden und wichen auf Müsli und Weißbrot aus. Das war dann allerdings nicht immer so einfach zu finden und nur in Touristengebieten gab es damit keine Probleme. Durch die Sprachbarrieren mussten wir oft erst einen Blick in die Kochtöpfe werfen, da die Speisekarten in den ländlichen Gegenden nur in der Landessprache verfasst waren, wenn es denn Eine gab. So lecker wie das Essen in Asien meistens schmeckte, immer nur Nudeln und Reis war zum Ende doch etwas eintönig und so freuten wir uns schon auf Schwarzbrot, Kartoffeln, Gemüse und Käse. Eine schöne Abwechslung war auch die indische Küche für uns.
Wir sind beide ohne Gewichtsverlust wieder heimgekehrt, auf der Tour schwankte es nur um 1-2 kg, obwohl wir jeden Tag auf Achse waren. Ich (Frank) habe dann im ersten Monat wieder zu Hause innerhalb von 4 Wochen gleich 5 kg zugenommen, durch die gute deutsche Küche und großen Heißhunger. Doch inzwischen passt das Gewicht wieder!

Hier noch einige Fakten
teuerstes Land: Singapur
billigstes  Land: Iran
freundlichste Menschen: Iraner gefolgt von den Türken.....
heißester   Tag: + 51 Grad (Süd Malaysia)
kälteste Nacht:  - 3 Grad (Iran, schlafen im Zelt und nicht gefroren !)
höchster Punkt der Tour:  2630m über NN (Albroz Gebirge - Iran)
tiefster Punkt :             28m unter dem Meerespiegel (Kaspisches Meer - Iran)
Regentage:                   6 (davon 3 in Singapur - Beginn der Regenzeit)
Sonnentage:                 haben wir nicht gezählt
chaotischster Verkehr: Teheran (Iran) und Istanbul (Türkei), der Horror für Radtouristen

Oft wurden wir gefragt welches Land war das Schönste und Beste??
Eine wirkliche Antwort zu geben ist nicht sehr einfach, da wir in jedem Land schöne Erlebnisse hatten bzw. freundlichen Menschen begegnet sind. Wir haben Bekanntschaft mit verschiedenen Kulturen und Religionen  gemacht, besonders in den muslimischen Landstrichen wurden wir besonders freundlich aufgenommen und die Menschen waren sehr an unserer Tour interessiert.
Als Deutscher hatte man immer einen Bonuspunkt bei den Menschen, denn sie halten viel von unserem Land, vor allem wie beide deutsche Staaten sich so friedlich vereinigt haben, was ja nicht so häufig in der Welt vorkommt und darauf können wir eigentlich stolz sein.
Wir versuchten in jedem Land einige Grundwörter in der Landessprache zu lernen, was natürlich bei den Einheimischen immer gut ankam. Wir waren ja Ausländer in allen Ländern, aber wenn man die Gesetze und die Religionen achtet und freundlich auf die Menschen zugeht, gibt es auch keine Probleme.
Uns hat es in Thailand gut gefallen. Warum? Ausgebaute Infrastuktur, abwechslungsreiches Essen, angenehmes Klima, viele Strände zum Verweilen und die Menschen haben oft ein Lächeln im Gesicht.
Aber der Iran und gleich danach die Türkei waren auch einzigartig und auch Laos und Kambodscha bezauberten uns und in Malaysia gefiel es uns auch ganz prima, selbst Singapur als grüner Stadtstaat war total faszinierend. Also ihr seht man kann einfach kein Land herausheben, sie haben uns einfach alle beeindruckt
Wir haben auch viel Armut und einfache Lebensbedingungen persönlich kennengelernt, trotzdem wirken die Menschen dort nicht wirklich unzufrieden. "Ein Dach über den Kopf und meine Familie hat genügend zum Essen das reicht", erzählte uns ein Laote, seine Familie machte für uns einen zufrieden Eindruck und stolz zeigte er uns seine Hütte mit dem Fernseher.
Deutschland
Nach all den vielen schönen und vielfältigen Eindrücken, haben wir uns aber auch wieder sehr auf Deutschland und speziell auf unsere Heimat im Spreewald gefreut.
Auch wenn manche Artgenossen hier ständig am jammern sind. Darum müssen wir es mal ganz laut sagen: "Hey Leute, wir Deutschen leben gut in unserem Land, mit etwas weniger Luxus gehts uns bestimmt sogar noch besser." Vom großen Konsumangebot  hier in allen Bereichen wird man fast erschlagen, warum brauchen wir 10 Sorten Butter, 30 Sorten Nudeln............usw. Es geht auch mit weniger und man ist glücklicher.

So jetzt ist Schluss mit unserem Blog, das soll der letzte Beitrag gewesen sein. Wir hoffen wir haben euch etwas von den Erlebnissen auf unserer Tour rüberbringen können. Es war nicht immer leicht die richtigen Worte und Fotos im Blog auszuwählen, das war zum Teil richtige Arbeit.
Machen wir nochmal so eine Tour? Bestimmt, aber dann vielleicht nicht ganz so lang, schauen wir mal.
Wir müssen alles erstmal richtig sacken lassen. 
Falls jemand noch spezielle Fragen hat, kein Problem unsere E-Mail Adresse gibt es in der Rubrik Kontake.
                                            Tschüß sagen Euch Kathrin und Frank

Sonntag, 11. Mai 2014

Rückblick

Wir arbeiten an unserem letzten Bericht, habt bitte noch etwas Geduld. 
Einfach abwarten und Tee trinken.
               Danke Kathrin und Frank