Samstag, 9. November 2013

Von der Türkischen Grenze über das Kaspische Meer nach Teheran

Teheran / Iran
68.Reisetag
Rad:3590km

Der Ararat (5137 m) begleitete uns beim Grenzübertritt.
Kurz vor der Grenze musste wir uns noch der muslimischen Kleiderordnung unterwerfen, sprich langärmelige Bluse, lange Hosen und das Wichtigste, ein Kopftuch für mich und auch für  Frank  waren nur noch lange Hosen angesagt. Dann ging es etwas gespannt zur Grenze, aber alles unnötig, unkompliziert und freundlich wurden wir begrüßt und hörten die Worte die wir hier noch oft zugerufen bekommen: "Welcome in Iran".
Es erwartete uns viel Neues. Die Schrift (Farsi) war fuer uns unleserlich, oft standen wir wie Analphabeten vor den Strassenschildern.
Das Geld war die naechste Huerde, fuer 1Euro gab es 40000 Iranische Rial, so dass wir immer mit einem riesigen Packen Geld unterwegs waren. Visakarten konnte man hier wegen dem Wirtschaftsembargo nicht benutzen. Manchmal waren die Preise aber auch in Toman (alte persische Waehrung, im Strassenhandel noch verwendet) angegeben. Was fuer uns immer wieder fuer Verwirrung sorgte. So hielten wir der Einfachheit halber unser Geldpacken hin und die Haendler nahmen sich was sie bekamen.  
Schon in der ersten iranischen Stadt, Maku, bekamen wir die tolle Gastfreundschaft zu spüren. Bei einer Besichtigung der Stadt und Umgebung wurden wir von einer iranischen Familie zum Picknick eingeladen. Sie waren, wie fast alle Iraner,  sehr an Informationen aus Deutschland interessiert und wenn es mit unserem Englisch nicht mehr ging mussten Gesten und Pantomime das Ganze ersetzen und alle hatten viel Spass dabei.
Das sollte uns auf unserem ganzen Weg durch den Iran begleiten. So lernten wir viele nette Iraner kennen, z.B. Mohammed, der fragte ob wir Kebab mögen und dann seinen Kofferraum öffnete und Holzkohle, Spieße und Fleisch herausholte, Steine zum Grillbau gab es am Straßenrand genug.
Oder Mina und Ali, die wir bei einer Rast kennenlernten und die uns spontan zu sich nach Teheran einluden. Dort blieben wir dann sogar mehrere Tage und machte von dort unsere Ausflüge nach Shiraz und Isfahan und sie wurden zu guten Freunden, die wir hoffentlich auch mal bei uns in Lübbenau begrüßen dürfen. So gab es unzählige Begegnungen und das macht für uns den Iran unvergesslich.
Von Maku ging es weiter nach Tabriz, wo wir an zwei Ruhetagen die schöne alte Stadt mit herrlich urigem Basar durchstreiften. Viel ruhiger und authentischer wie in Istanbul.Von dort fuhren wir mit dem Nachtbus (9 Stunden)  zum Kaspischen Meer, von dem man im Unterricht ja immer gehört hat und nun wollten wir es auch mal sehen und darin baden, hier erreichten wir auch den tiefsten Punkt unserer bisherigen Reise. Das Kaspische Meer liegt ca. 28 m unter dem Meeresspiegel und ist der größte See der Erde.
Ab Rasht ging es Richtung Osten immer am  Kaspischen  Meer entlang. Hier hatte man das Gefühl eine geschlossene Ortschaft nicht zu verlassen. Über 200 km Haus an Haus, Stadt an Stadt...... Das erforderte auch unsere  volle Aufmerksamkeit, da der Straßenverkehr gegenüber der Türkei merklich zugenommen hatte.  Leider gab es dadurch kaum Möglichkeiten zum Zelten, aber immer fanden wir eine passende Unterkunft im Iran. Mal wurden wir privat eingeladen, mal ein preiswertes Hotel und zwei mal war doch auch zelten möglich. Im strömenden Regen fuhren wir in Chalus, der letzten Station am Kaspischen Meer ein. Bei der Suche nach einem Hotel, lud uns Arash spontan zum Übernachten in sein Haus ein. Bei der abendlichen Geburtstagsfeier für seinen Sohn Bahram (10 Jahre), lernten wir auch die ganze  Familie kennen.
Dort wurde es bei Musik,Tanz und gutem Essen richtig gemütlich und auch die Frauen entledigten sich sofort ihrer Kopftücher. 
Mit vielen guten Wünschen und Ratschlägen ging es am nächsten Tag Richtung Süden  über das Elbursgebirge und über den 2630 m hohen Pass. Den steilsten Teil des Aufstiegs legten wir mit Hilfe eines Pick-up zurück . Bei einer Rast auf der Passhöhe lernten wir  dann Ali und Mina kennen, die  nun in Teheran auf uns warteten. Bis dort gings dann über 70km (in Worten siebzig Kilometer) fast nur bergab, da macht das Rad fahren selbst bei Regen Spass.
Erst  in Teheran wurde es für uns Fahrradfahrer wieder richtig hart, der Großstadt Verkehr hatte begonnen und das heißt auf  teheranisch, aus 4 Fahrspuren werden 6 gemacht, jeder fährt wie er will, ob bei Rot oder Grün, jede Lücke wird genutzt und wenn ein Spalt breit Platz ist hüpft da noch ein Moped dazwischen, also kaum Platz für uns und dann noch die Geisterfahrer, die uns auf der Standspur entgegenkommen, manchmal vorwärts aber auch oft rückwärts, also ein absolutes Chaos. Auch die Anwesenheit von Verkehrspolizisten ändert nichts an diesen Gepflogenheiten. Wenn man dann endlich mit Verkehr schwimmt und voran kommt, stoppt  unmittelbar vor uns ein Auto, so dass wir voll auf die Bremsen gehen müssen und dann hören wir wieder:"Welcome in Teheran, Where are you from und Foto, Foto..... " .
So geht es unzählige Male, bis wir endlich ziemlich genervt bei Ali und Mina eintreffen. Aber Mina empfängt uns so freundlich und serviert gleich Tee und Gebäck das wir ganz schnell wieder die Strapazen vergessen. Wir fühlen uns hier gleich zu Hause und verleben ein paar schöne Tage in Teheran, bis wir dann unsere fahrradfreien Ausflüge nach Shiraz und Isfahan machen.


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