Dienstag, 26. November 2013

Laos - Land der langsamen Zeit

 Chiang Khong / Thailand
97.Reisetag
Rad: 4140km

Völlig durchgeweicht und verfroren erreichen wir Luang Prabang und steuern gleich das Guesthouse "Namma Vong" an, in dem wir ein gutes Zimmer mit bezahlbarem Preis bekommen. Danke Ria und Oliver ( Drehmonente.com ) für den tollen Übernachtungstipp. Nach 10 Minuten unter der heißen Dusche erwecken unsere Lebensgeister wieder und wir sind bereit die Stadt zu erkunden, die sehr hübsch ist und so bleiben wir 4 Tage hier, genießen die Stadt und lassen uns einfach so treiben.
In Luang Prabang gibt es viele französiche Kolonialgebäude und unzählige Wats (Tempel), aber auch nette Boutiquen und Cafes mit leckerem Kuchen und auch der Nachtmarkt mit seinen vielen wunderschönen handgearbeiteten Sachen aus der Umgebung ist wirklich sehenswert.
In der Weltkulturerbestadt, gibt es über 30 Klöster und es ist die älteste intakte Tempelstadt Südostasiens. Jeden Morgen gegen 6 Uhr beginnt der Almosengang (dat bat), der in orange gewandeten barfüsssigen Mönche. Alle Mönche eines Tempels  ziehen in einer langen Reihe mit ihrem Bettelgefäß durch den Ort.  Sie bekommen von den Gläubigen kleine Rationen für den Tag, die sie bis 11Uhr verzehrt haben müssen, denn ab dann fasten sie für den Rest des Tages. In den Hauptstraßen von Luang Prabang ist dieser Bettelgang der Mönche zu einem Touristenspektakel verkommen und es wird um die besten Plätze gerangelt. In den kleinen Nebenstraßen ist es aber immer noch ein fast mystischer Anblick wenn die Mönche in langen Reihen vorbeiziehen.
Bei einem Ausflug zur Pak-Ou-Höhle wagen wir uns auch auf einen Elefantenrücken, wo es mit einem Guide für eine Stunde durch den Dschungel geht, es war schon stellenweise eine recht wacklige Angelegenheit.
Anschließend gings weiter zum spektakulären Kuang-Si-Wasserfall, wo das Wasser aus über 30 Meter in die Tiefe stürzt, das Baden im tosenden Wasser macht schon einen großen Gaudi.
Abends treffen wir uns meistens mit Anja und Peter ( paontour.lima-city.de ) am Nachtmarkt, wo man sich an unglaulichen günstigen Büffets (10000Kip/1Euro) und Grillständen die Bäuche vollschlagen kann.
Danke nochmal an Peter und Anja für die vielen tollen Tipps und Infos für Südostasien. Aber auch viele andere Reisende trifft man hier, unter anderem auch 2 Pärchen, die mit dem Auto über Land, aus Deutschland bzw. der Schweiz, bis hier her gefahren sind.
 ( Theworldisourbackyard.blogspot.com ) Nach 2 Wochen in Laos hat man sich an das sutropischen Klima gewöhnt, so macht das Radeln auch wieder großen Spaß. Dazu kommt noch das niedrige Verkehrsaufkommen auf den Straßen, was eine große Wohltat gegenüber unserem letzten Land dem Iran ist. Das Land selber durchzieht eine große Hauptstrasse (RN 13) von Nord nach Süd, die asphaltiert ist, verläßt man diese gibt es nur rote Naturstrassen. Auf den Fahrten durchs Land kommen wir durch Bergdörfer, in der die große Mehrheit der Laoten immer noch so lebt wie ihre Vorfahren, Strom und Fernsehen haben aber auch hier schon Einzug gehalten.
Pfahlbauten und saftig grüne Reisfelder prägen das Landschaftsbild, unzählige Klöster und Tempel zeugen von der wichtigen Rolle des Buddhismus. Von der asiatischen Küche kann man sich schön verwöhnen lassen, zu jeder Mahlzeit gehört hier der Sticky Reis (Klebereis), wir entdecken auch immer wieder für uns unbekannte Früchte zum verzehren. Achso hier gibts auch wieder lecker Bier und zwar "Beerlao" mit einer guten Flaschengröße (0,64 Liter!), bei den tropischen Temperaturen zischt ein Kühles am Abend besonders gut, nachdem im Iran für 3 Wochen "Alkoholtrockenzeit" angesagt war.
Nach 4 Tagen in Luang Prabang gings mit den langen motorbetriebenen Holzbooten (slow boat) Stromaufwärts . 
Vorbei an mit Regenwäldern bedeckte Berghänge, ab und zu ein kleines Dorf mit Ufergärten und plantschenden Kindern, Wasserbüffeln oder Fischer die am Ufer fischen, ein herrlich entspanntes Reisen. 
 
Dabei kann man wie im gesamten Laos einige Gänge runterschalten - Entschleunigung war angesagt. Abends legten wir in Pak Beng zum Übernachten an und am nächsten Morgen gings weiter Richtung Houay Xai, wo wir abends nach über 300 Flusskilometern die Grenze nach Thailand erreichten.
Der Mekong ist der magischste Fluß Südostasiens, es hat uns großen Spass gemacht 2 Tage lang mit 20km/h auf den milchkaffebraunen Fluten des Mekongs dahinzuschippern.
Die Ausreise aus Laos verlief auch ohne Probleme, an der Grenze zu Thailand gabs ohne Wartezeit ein 30 Tage Visum und das kostete 0 € (Null Euro)!
Ein für uns neues, unbekanntes Reiseland - Thailand wartet auf uns.
PS: Plattfüße Frank 5 : Kathrin 3

Freitag, 22. November 2013

Sabaideee! Sabaidee! - Hallo, Hallo!

Luang Prabang- Laos
91.Reisetag
Rad : 4105km
Sabaideeee! Sabaideeees!, so hören wir es immer wieder wenn wir durch die kleinen Bergdörfer hier in Laos fahren. Die Kinder rufen es uns fröhlich entgegen und winken bis sie uns nicht mehr sehen und da es in Laos sehr viele Kinder gibt erschallt das Sabaidee durch den ganzen Ort.
Schon bei der Landung in Vientiane merkten wir das wir nun im "richtigen" Asien angekommen waren. Wir wurden von einer wundervollen grünen Landschaft begrüßt. Überall Palmen und Blüten, die wir ja nun viele Wochen nicht mehr gesehen hatten, denn in der Türkei und vor allem im Iran war es doch eine sehr ausgetrocknete Landschaft. Außerdem empfing uns eine schwülwarme Luft, an die wir uns jetzt erst mal gewöhnen mussten.Es war gegen 21 Uhr, wir hatten einen 18 - stündige Reisezeit hinter uns, eine  3,5- stündige Zeitverschiebung, noch kein Visa, unsere noch verpackten Fahrräder, 4km zur Stadt und noch kein Hotelzimmer, ach und müde waren wir auch. Wir hatten die Rechnung aber ohne die freundlichen und entspannten Laoten gemacht. Vor der Passkontrolle bekamen wir in 5 Minuten unser Visa (23€ p.P). Als wir zum Gepäckband kommen sind unsere Räder und das restliche Gepäck schon auf Wagen verpackt. Als wir vorsichtig nach einem Taxi fragen, das unsere Fahrräder so verpackt transportieren würde, hörten wir nur , "no Problem" und schon war alles verstaut und er fuhr uns in ein Hotel in die Stadt, innerhalb einer Stunde alles erledigt. Das soll einer in Deutschland mal nachmachen.
Wir durchstreiften 3 Tage die Hauptstadt Vientiane, saugten die ersten Eindrücke von Laos auf, versuchten uns an das Wetter zu gewöhnen und gingen staunend durch die Straßen. So viele gänzlich neue Eindrücke müssen erst mal verarbeitet werden und so waren wir froh, dass Vientiane nicht so groß war, man sagt es sei ein zu groß gewordenes Dorf und so ein bisschen stimmt das auch, also keine Hauptstadt wie man sie sich so vorstellt, aber für uns genau richtig zum Eingewöhnen. Natürlich mussten wir uns das Wahrzeichen von Laos ansehen, den Phat That Luang, eine große Stupa die als ein  Symbol des Buddhismus gilt.
Zwischendurch gab es immer wieder auch Begegnungen mit anderen Reisenden und die einhellige Meinung war, ihr müsst Luang Prabang sehen, das ist wirklich eine charmante laotische  Stadt die viele alte Tempel und Häuser hat. Das Problem, sie liegt knapp 400km nördlich, als nicht auf unserer geplanten Strecke und es geht voll über die Berge. Aber wir nehmen die Herausforderung an und brechen nach Luang Prabang auf. Es geht durch unzählige kleine ursprüngliche Straßendörfer und man bekommt beim durchradeln wirklich den Tagesablauf in diesen Dörfern mit.
Mit dem ersten Hahnenschrei und die Laoten haben viele Hähne, beginnt das Leben, die Bauern gehen aufs Feld,
einige Frauen und auch Kinder machen sich auf zu ihrem Obst- und Gemüsestand, manchmal 2-3km vom Dorf entfernt, Die größeren Kinder fahren auf Räder oder Mofas zur nächsten Schule,
die Kleineren bleiben bei Mutti oder Oma, die ihren Verkaufsstand oder Imbissstand aufmacht, der in vielen Häusern in diesen Straßendörfern existiert oder es wird irgendetwas handwerkliches vor dem Haus hergestellt, Körbe geflochten, Tücher gewebt.
Dazwischen laufen die Hühner,Enten, Schweine und Hunde herum und dazu muss man sich vorstellen rechts ist gleich ein Steilhang und dazwischen die Straße und links sind eine Reihe Häuser und die stehen schon mit der Hälfte der Fläche über dem Steilhang.
Wir übernachten in kleinen Guesthäusern oder im Zelt, wobei dazu oft der Platz fehlt, denn wenn es nicht steil bergauf oder bergab geht ist alles mit Pflanzen überwuchert.
Die Fahrt nach Luang Prabang war tuechtig mit Bergen bestueckt und so mussten wir alles aus unseren Beinen rausholen, die wir ja in der Tuerkei und im Iran so gut trainiert hatten.
Es ging einige mal auf ueber 1000m hoch doch auch gleich wieder runter bis auf 400 m, so das wir einige Hoehenmeter machten. Unterwegs knackten wir auch unsere 4000 Radkilometer.
Als wir durch den Ort Vang Vieng kamen, wollten wir eigentlich nur einige ueberfluessige Sachen per Post nach Hause schicken, denn der Ort kommt nicht gut weg im Reisefuehrer und war in den vergangenen Jahren Anlaufpunkt fuer Bachpacker aus aller Welt, die hier mit Drogen und Alkohol und einem dementsprechenden Benehmen den Ort in eine Art "Ballermann des Ostens" verwandelt haben. Dem wurde im vergangenen Jahr ein Riegel vorgeschoben und nun wird auf umweltfreundlichen und naturverbundenen Tourismus gesetzt.
Als wir die tollen Angebote wie Kajaktouren, Hoehlenwanderungen und baden in der Blauen Lagune sahen, wurden wir schwach und genossen hier 2 herrliche Tage ehe es weiterging.
Und dann haben wir ja hier noch eine coole Mail bekommen, naemlich das Ria und Oliver (Drehmomente.com)gerade in Vieng Vang eingetroffen sind . Und so trafen wir uns zu einem Abendessen und einem netten Plausch.
Unterwegs begegneten wir jetzt immer wieder Reiseradlern, unter anderem Peter und Anja aus Lautertal  die gerade ihre Mittagspause beendet hatten. Wir verabredeten uns fuer ein Guesthouse, das die Beiden von ihrer letzten Reise durch Laos vor 3 Jahren kannten.
So gabs im Guesthouse, im Dorf Kiewkachang, ein Wiedersehen mit den Beiden und da gab es natuerlich viel zu erzaehlen. Im Laufe des Abends wurden es dann 8 Reiseradler (6 Deutsche und 2 Spanier) am Tisch, das war schon eine total lustige Runde und es wurden eifrigTipps zur weiteren Reise ausgetauscht.
Nachts werden wir durch ein lautes Pladdern wach, es schuettete wie aus Kuebeln. Frueh war es zwar etwas weniger aber immer noch heftig genug. Trotzdem machten wir uns auf den Weg, wir wollten unbedingt Luang Prabang erreichen.
Zuerst gab es eine kilometerlange Abfahrt, das war bei 14 Grad und regennassen, durch den aufgeweichten Staub glatten Strassen, kein Vergnuegen.
Mir wurde es dann auch einmal zum Verhaengnis, bei einer  Senkung der Strasse rutschte ich weg und stuerzte. Gut das ich den Helm aufhatte, sonst waere es nicht mit ein paar kleinen Abschuerfungen abgegangen. Danach fuhren wir natuerlich noch langsamer und vorsichtiger.
Gegen 15 Uhr kamen wir durchgefroren und muede, aber gluecklich es ueber die Berge geschafft zu haben in Luang Prabang an.






Montag, 11. November 2013

"Wer Isfahan gesehen hat, hat die halbe Welt gesehen....."

 Teheran / Iran
78.Reisetag
Rad:3660km


Auf unserer ganzen bisherigen Tour durch den Iran haben wir immer wieder gehört, dass wir unbedingt nach Shiraz und Esfahan (dt. Isfahan) müssten, sie wären wirklich wunderbar und einzigartig. Also entschlossen wir uns die Fahrräder bei Ali und Mina zu lassen und nach Shiraz zu reisen. Ali meinte mit dem Flugzeug sei es preiswert und schnell und er besorgt uns Flugtickets. Gesagt getan und so ging es zuerst nach Shiraz für 32 € p.P.. Wir kommen in einem kleinen urigem Hotel, dem Niayesh Boutique Hotel in der Altstadt unter, dass in den verwinkelten Gassen kaum zu finden war aber eine wirklich traditionelle Atmosphäre verbreitet. Hier fühlt man sich gleich ins alte Persien zurückversetzt.
Am Abend suchen wir dann gleich den bekannten Imam Shirak Schrein. Hier kommen Frauen nur mit einem Tschador hinein und noch vor Kurzem war es ganz verboten. Aber man merkt doch schon einige Lockerungen im Iran und so muss ich mir nur ein geliehenes  grosses Tuch umlegen um hinein zu kommen. Innen gibt es allerdings 2 Abteilungen, die für Männer und die für Frauen. Freundlich wurde ich von den Frauen aufgenommen und immer wieder angelächelt, ausgefragt und herumgeführt. Herrlich mit Spiegelmosaiken verzierte Wände. Das durch den von der Kuppel herunterhängenden Leuchter erzeugte Licht wird in den Spiegeln vervielfacht und erzeugt eine Lichtfülle das es einem den Atem nimmt und eine ganz eigene Atmosphäre entsteht.
Auch im Innenhof des Shah Shirak Komplexes herrscht ein buntes Treiben. Überall sind Menschen die beten, die beim Picknick sitzen oder einfach über den Platz schlendern und die Stimmung genießen.
Am nächsten Tag bummeln wir natürlich erst mal über den Basar, denn die sind hier im Iran einfach grandios und es gibt eine Menge zu sehen. Später sehen wir uns noch die Koranschule und die Nasir-o-Mol Moschee an. Diese hat wunderbare bunte Fenster und zwischen den Säulen bricht sich hier das Licht und erzeugt ein herrliches Farbspiel.
Abends bummeln wir einfach durch die Straßen und lassen uns von den vielfaeltigen Eindrücken treiben. Am nächsten Tag steht ein Ausflug nach Persepolis an. 50 km von Shiraz, liegt die ehemalige Palastanlage der achämenidischen (altpersischen) Herrscher - 515 v.Chr.. Darius der Große fasste den Entschluss eine Anlage zu bauen, die die Größe und Macht seines achämenidischen Weltreiches architektonisch zum Ausdruck bringen sollte.
Wenn Vieles auch nicht mehr erhalten ist, zeigen doch auch die Überreste, die Säulen, Portale und Reliefs was es damals für talentierte Baumeister und Künstler gab. Wir waren sehr beeindruckt.
Am nächsten Tag ging es mit dem Bus nach Isfahan, das auf halber Strecke Richtung Teheran liegt.Isfahan soll eine der schönsten Städte der Welt sein, mal sehen. "Hast du Isfahan gesehen , hast du die halbe Welt gesehen....", sagen die Iraner. Nachdem wir in unserem Hotel eingecheckt hatten, machten wir uns auf den Weg zum schönsten Platz der Welt, so wird hier gesagt.
Ob es nun wirklich der Schönste der Welt ist, darüber ließe sich gewiss streiten, aber er ist schon mächtig beeindruckend, vorallem Abends wenn er beleuchtet ist. Der Platz, der 512m lang und 160m breit ist, wird von vier berühmten Gebäuden und zweistöckigen Arkaden umsäumt, in dem sehr viel Kunsthandwerk jeglicher Art angeboten wird.
Im Palast Ali - Quapu ist besonders der Blick über den gesamten Platz hervorzuheben und der einzigartige Musiksaal. Stuckarbeiten in der Form von Krügen und Vasen und dadurch entstand ein Raum mit nahezu idealen akustischen Eigenschaften. In den nächsten Tagen durchstreiften wir Isfahan und sahen uns wunderschöne Moscheen, aber auch die eindrucksvollen Brücken über den, leider zur Zeit ausgetrockneten, Fluss Zajandehrud.
Hier fanden wir auch die wunderbar ausgemalte Vankkathedrale der Armenier. Die Kirche ist vollständig mit Fresken aus dem Alten Testament und der Kirchengeschichte Armeniens ausgestaltet. So etwas habe ich noch nicht gesehen, wirklich super.
Zurück nach Teheran gings nach 3 Tagen wieder mit dem Bus. Busfahren im Iran macht schon Spass, im Bus selber ist nur Platz für 25 Personen (bei uns in Deutschland ca. 40). Das sind sogenannte VIP Busse, mit großem Sitzabstand und Service wie in der First Class. Für die 460 km, bezahlt man auch nur 4,80 Euro pro Person. So hatten wir 10 fahrradfreie Tage, was wir auch sehr genossen.
In Teheran angekommen wurden wir wieder von Mina und Ali verwöhnt.
Für uns hieß es auch Sachen packen, denn am nächsten Tag ging unser Flugzeug nach Vientiane (Laos). Gleich nach dem gemeinsamen Frühstück, gings mit unseren bepackten Fahrrädern Richtung Flughafen. Wir mußten ca.70 km im chaotischen Teheran auf der Strasse zurücklegen um zum Flughafen zukommen. Zwischendurch gabs auch wieder jede Menge freundlicher Zurufe und Einladungen am Strassenrand, was auch auf der letzten Fahrt etwas entschaedigte, da doch die staendigen Abgase und der viele Verkehr uns wieder sehr nervenaufreibend an unsere Grenzen trieb.
Am Flughafen selber hatten wir noch genung Zeit um das Gepäck und die Fahräder flugtauglich zu machen. Um 22.10 Uhr ging unser erster Flug nach Doha (Katar) , dann nach Guangzhou (China), nach 18 Stunden auf Achse landeten wir endlich in Vientiane (Laos).
Unser Gepäck und die Räder kamen ohne Verlußte oder grosse Beschädigungen an, worüber wir sehr glücklich waren, da doch 2 Zwischenlandungen mit enthalten waren.
Ein ganz neuer Abschnitt unsere Reise konnte beginnen - Südostasien.

Fazit Iran: Die meisten Leute die an den Iran denken, verbinden es sofort mit Terroristen, Atombomben, Extremisten. Also an nichts Gutes. Als wir unseren Verwandten und Freunden erzählten, wir reisen mit dem Fahrrad in den Iran, war die häufigste Reaktion.
"Ist das nicht zu gefährlich?" - Bitte vergesst das alles. Eigentlich wollten wir nur ca.10 Tage im Iran bleiben bleiben, doch es sind 22 Tage geworden.....
Wir haben noch in keinem Land so eine überwältigende Freundlichkeit und Gastfreundschaft erlebt. Bei so vielen netten Begegnungen merkt man auch schnell, das die Gastfreundschaft wirklich vom Herzen kommt. Manchmal kommt es uns auch so vor, als müssten sich die Leute mit ihrer Hilfsbereitschaft übertrumpfen und ein Nein wird schwer akzeptiert. Die Macht in der Islamischen Republik hat zwar immer noch der Revolutionsführer Ayatollah Chamenei, der Nachfolger von Ayatollah Chomeini und in Sachen Presse- und Meinungsfreiheit könnte sich noch einiges verbessern. Aber die Kleiderordnung in den Strassen hat sich schon langsam verändert. Das Kopftuch bedeckt bei einigen Frauen auch nicht mehr alle Haare und rutscht immer weiter nach hinten.
Auch Männer dürfen in kurzärmligen Hemden gehen, man sieht dies besonders bei jungen Menschen, hier verändert sich langsam etwas.
Als wir bei unzähligen Smalltalks erzählten :Wir kommen aus Deutschland", hörten wir oft: "Wir sind auch Arier". In der Tat stammen die Perser vom gleichen Indogermanischen Volksstamm ab wie die Deutschen und haben nichts mit den Arabern gemein, außer der Religion und den arabischen Buchstaben.
Radfahren im Iran ist zwar nicht unbedingt empfehlenswert, durch den vielen und recht chaotischen Strassenverkehr, geblinkt wird hier auch nie und die Hupe ist staendig im Dauereinsatz. Die Alltagsgespraeche wurden fast immer ueber mich (Frank) gefuehrt, da Frauen hier im Islam eine dem Mann untergeordnete Rolle spielen bzw.ignoriert werden. Das war schon ziemlich gewoehnungsbeduerftig fuer mich(Kathrin) und schwer zu akzeptieren. Was sich natuerlich auch langsam veraendert, denn innerhalb der Familien war das Verhaeltnis Frau und Mann wesentlich lockerer.
Wir waren trotz einiger Einschraenkungen, sehr positiv ueberrascht vom Iran und wuerden jederzeit hierher wieder eine Reise machen. 

PS: Da wir selber in einer Tourismusregion wohnen, haben wir auch einen Vorschlag zu machen. Man müßte jeden ausländischen Touristen mit "Willkommen im Spreewald, schön das sie den Spreewald besuchen" begrüßen. Das würde den Spreewald bestimmt in die Top Ten der Tourismusregionen katapultieren. Ihr Daheimgebliebenen könnt ja schon mal anfangen, wir selber setzen es dann im Frühjahr 2014 fort. Danke im Voraus.

Samstag, 9. November 2013

Von der Türkischen Grenze über das Kaspische Meer nach Teheran

Teheran / Iran
68.Reisetag
Rad:3590km

Der Ararat (5137 m) begleitete uns beim Grenzübertritt.
Kurz vor der Grenze musste wir uns noch der muslimischen Kleiderordnung unterwerfen, sprich langärmelige Bluse, lange Hosen und das Wichtigste, ein Kopftuch für mich und auch für  Frank  waren nur noch lange Hosen angesagt. Dann ging es etwas gespannt zur Grenze, aber alles unnötig, unkompliziert und freundlich wurden wir begrüßt und hörten die Worte die wir hier noch oft zugerufen bekommen: "Welcome in Iran".
Es erwartete uns viel Neues. Die Schrift (Farsi) war fuer uns unleserlich, oft standen wir wie Analphabeten vor den Strassenschildern.
Das Geld war die naechste Huerde, fuer 1Euro gab es 40000 Iranische Rial, so dass wir immer mit einem riesigen Packen Geld unterwegs waren. Visakarten konnte man hier wegen dem Wirtschaftsembargo nicht benutzen. Manchmal waren die Preise aber auch in Toman (alte persische Waehrung, im Strassenhandel noch verwendet) angegeben. Was fuer uns immer wieder fuer Verwirrung sorgte. So hielten wir der Einfachheit halber unser Geldpacken hin und die Haendler nahmen sich was sie bekamen.  
Schon in der ersten iranischen Stadt, Maku, bekamen wir die tolle Gastfreundschaft zu spüren. Bei einer Besichtigung der Stadt und Umgebung wurden wir von einer iranischen Familie zum Picknick eingeladen. Sie waren, wie fast alle Iraner,  sehr an Informationen aus Deutschland interessiert und wenn es mit unserem Englisch nicht mehr ging mussten Gesten und Pantomime das Ganze ersetzen und alle hatten viel Spass dabei.
Das sollte uns auf unserem ganzen Weg durch den Iran begleiten. So lernten wir viele nette Iraner kennen, z.B. Mohammed, der fragte ob wir Kebab mögen und dann seinen Kofferraum öffnete und Holzkohle, Spieße und Fleisch herausholte, Steine zum Grillbau gab es am Straßenrand genug.
Oder Mina und Ali, die wir bei einer Rast kennenlernten und die uns spontan zu sich nach Teheran einluden. Dort blieben wir dann sogar mehrere Tage und machte von dort unsere Ausflüge nach Shiraz und Isfahan und sie wurden zu guten Freunden, die wir hoffentlich auch mal bei uns in Lübbenau begrüßen dürfen. So gab es unzählige Begegnungen und das macht für uns den Iran unvergesslich.
Von Maku ging es weiter nach Tabriz, wo wir an zwei Ruhetagen die schöne alte Stadt mit herrlich urigem Basar durchstreiften. Viel ruhiger und authentischer wie in Istanbul.Von dort fuhren wir mit dem Nachtbus (9 Stunden)  zum Kaspischen Meer, von dem man im Unterricht ja immer gehört hat und nun wollten wir es auch mal sehen und darin baden, hier erreichten wir auch den tiefsten Punkt unserer bisherigen Reise. Das Kaspische Meer liegt ca. 28 m unter dem Meeresspiegel und ist der größte See der Erde.
Ab Rasht ging es Richtung Osten immer am  Kaspischen  Meer entlang. Hier hatte man das Gefühl eine geschlossene Ortschaft nicht zu verlassen. Über 200 km Haus an Haus, Stadt an Stadt...... Das erforderte auch unsere  volle Aufmerksamkeit, da der Straßenverkehr gegenüber der Türkei merklich zugenommen hatte.  Leider gab es dadurch kaum Möglichkeiten zum Zelten, aber immer fanden wir eine passende Unterkunft im Iran. Mal wurden wir privat eingeladen, mal ein preiswertes Hotel und zwei mal war doch auch zelten möglich. Im strömenden Regen fuhren wir in Chalus, der letzten Station am Kaspischen Meer ein. Bei der Suche nach einem Hotel, lud uns Arash spontan zum Übernachten in sein Haus ein. Bei der abendlichen Geburtstagsfeier für seinen Sohn Bahram (10 Jahre), lernten wir auch die ganze  Familie kennen.
Dort wurde es bei Musik,Tanz und gutem Essen richtig gemütlich und auch die Frauen entledigten sich sofort ihrer Kopftücher. 
Mit vielen guten Wünschen und Ratschlägen ging es am nächsten Tag Richtung Süden  über das Elbursgebirge und über den 2630 m hohen Pass. Den steilsten Teil des Aufstiegs legten wir mit Hilfe eines Pick-up zurück . Bei einer Rast auf der Passhöhe lernten wir  dann Ali und Mina kennen, die  nun in Teheran auf uns warteten. Bis dort gings dann über 70km (in Worten siebzig Kilometer) fast nur bergab, da macht das Rad fahren selbst bei Regen Spass.
Erst  in Teheran wurde es für uns Fahrradfahrer wieder richtig hart, der Großstadt Verkehr hatte begonnen und das heißt auf  teheranisch, aus 4 Fahrspuren werden 6 gemacht, jeder fährt wie er will, ob bei Rot oder Grün, jede Lücke wird genutzt und wenn ein Spalt breit Platz ist hüpft da noch ein Moped dazwischen, also kaum Platz für uns und dann noch die Geisterfahrer, die uns auf der Standspur entgegenkommen, manchmal vorwärts aber auch oft rückwärts, also ein absolutes Chaos. Auch die Anwesenheit von Verkehrspolizisten ändert nichts an diesen Gepflogenheiten. Wenn man dann endlich mit Verkehr schwimmt und voran kommt, stoppt  unmittelbar vor uns ein Auto, so dass wir voll auf die Bremsen gehen müssen und dann hören wir wieder:"Welcome in Teheran, Where are you from und Foto, Foto..... " .
So geht es unzählige Male, bis wir endlich ziemlich genervt bei Ali und Mina eintreffen. Aber Mina empfängt uns so freundlich und serviert gleich Tee und Gebäck das wir ganz schnell wieder die Strapazen vergessen. Wir fühlen uns hier gleich zu Hause und verleben ein paar schöne Tage in Teheran, bis wir dann unsere fahrradfreien Ausflüge nach Shiraz und Isfahan machen.