Montag, 11. November 2013

"Wer Isfahan gesehen hat, hat die halbe Welt gesehen....."

 Teheran / Iran
78.Reisetag
Rad:3660km


Auf unserer ganzen bisherigen Tour durch den Iran haben wir immer wieder gehört, dass wir unbedingt nach Shiraz und Esfahan (dt. Isfahan) müssten, sie wären wirklich wunderbar und einzigartig. Also entschlossen wir uns die Fahrräder bei Ali und Mina zu lassen und nach Shiraz zu reisen. Ali meinte mit dem Flugzeug sei es preiswert und schnell und er besorgt uns Flugtickets. Gesagt getan und so ging es zuerst nach Shiraz für 32 € p.P.. Wir kommen in einem kleinen urigem Hotel, dem Niayesh Boutique Hotel in der Altstadt unter, dass in den verwinkelten Gassen kaum zu finden war aber eine wirklich traditionelle Atmosphäre verbreitet. Hier fühlt man sich gleich ins alte Persien zurückversetzt.
Am Abend suchen wir dann gleich den bekannten Imam Shirak Schrein. Hier kommen Frauen nur mit einem Tschador hinein und noch vor Kurzem war es ganz verboten. Aber man merkt doch schon einige Lockerungen im Iran und so muss ich mir nur ein geliehenes  grosses Tuch umlegen um hinein zu kommen. Innen gibt es allerdings 2 Abteilungen, die für Männer und die für Frauen. Freundlich wurde ich von den Frauen aufgenommen und immer wieder angelächelt, ausgefragt und herumgeführt. Herrlich mit Spiegelmosaiken verzierte Wände. Das durch den von der Kuppel herunterhängenden Leuchter erzeugte Licht wird in den Spiegeln vervielfacht und erzeugt eine Lichtfülle das es einem den Atem nimmt und eine ganz eigene Atmosphäre entsteht.
Auch im Innenhof des Shah Shirak Komplexes herrscht ein buntes Treiben. Überall sind Menschen die beten, die beim Picknick sitzen oder einfach über den Platz schlendern und die Stimmung genießen.
Am nächsten Tag bummeln wir natürlich erst mal über den Basar, denn die sind hier im Iran einfach grandios und es gibt eine Menge zu sehen. Später sehen wir uns noch die Koranschule und die Nasir-o-Mol Moschee an. Diese hat wunderbare bunte Fenster und zwischen den Säulen bricht sich hier das Licht und erzeugt ein herrliches Farbspiel.
Abends bummeln wir einfach durch die Straßen und lassen uns von den vielfaeltigen Eindrücken treiben. Am nächsten Tag steht ein Ausflug nach Persepolis an. 50 km von Shiraz, liegt die ehemalige Palastanlage der achämenidischen (altpersischen) Herrscher - 515 v.Chr.. Darius der Große fasste den Entschluss eine Anlage zu bauen, die die Größe und Macht seines achämenidischen Weltreiches architektonisch zum Ausdruck bringen sollte.
Wenn Vieles auch nicht mehr erhalten ist, zeigen doch auch die Überreste, die Säulen, Portale und Reliefs was es damals für talentierte Baumeister und Künstler gab. Wir waren sehr beeindruckt.
Am nächsten Tag ging es mit dem Bus nach Isfahan, das auf halber Strecke Richtung Teheran liegt.Isfahan soll eine der schönsten Städte der Welt sein, mal sehen. "Hast du Isfahan gesehen , hast du die halbe Welt gesehen....", sagen die Iraner. Nachdem wir in unserem Hotel eingecheckt hatten, machten wir uns auf den Weg zum schönsten Platz der Welt, so wird hier gesagt.
Ob es nun wirklich der Schönste der Welt ist, darüber ließe sich gewiss streiten, aber er ist schon mächtig beeindruckend, vorallem Abends wenn er beleuchtet ist. Der Platz, der 512m lang und 160m breit ist, wird von vier berühmten Gebäuden und zweistöckigen Arkaden umsäumt, in dem sehr viel Kunsthandwerk jeglicher Art angeboten wird.
Im Palast Ali - Quapu ist besonders der Blick über den gesamten Platz hervorzuheben und der einzigartige Musiksaal. Stuckarbeiten in der Form von Krügen und Vasen und dadurch entstand ein Raum mit nahezu idealen akustischen Eigenschaften. In den nächsten Tagen durchstreiften wir Isfahan und sahen uns wunderschöne Moscheen, aber auch die eindrucksvollen Brücken über den, leider zur Zeit ausgetrockneten, Fluss Zajandehrud.
Hier fanden wir auch die wunderbar ausgemalte Vankkathedrale der Armenier. Die Kirche ist vollständig mit Fresken aus dem Alten Testament und der Kirchengeschichte Armeniens ausgestaltet. So etwas habe ich noch nicht gesehen, wirklich super.
Zurück nach Teheran gings nach 3 Tagen wieder mit dem Bus. Busfahren im Iran macht schon Spass, im Bus selber ist nur Platz für 25 Personen (bei uns in Deutschland ca. 40). Das sind sogenannte VIP Busse, mit großem Sitzabstand und Service wie in der First Class. Für die 460 km, bezahlt man auch nur 4,80 Euro pro Person. So hatten wir 10 fahrradfreie Tage, was wir auch sehr genossen.
In Teheran angekommen wurden wir wieder von Mina und Ali verwöhnt.
Für uns hieß es auch Sachen packen, denn am nächsten Tag ging unser Flugzeug nach Vientiane (Laos). Gleich nach dem gemeinsamen Frühstück, gings mit unseren bepackten Fahrrädern Richtung Flughafen. Wir mußten ca.70 km im chaotischen Teheran auf der Strasse zurücklegen um zum Flughafen zukommen. Zwischendurch gabs auch wieder jede Menge freundlicher Zurufe und Einladungen am Strassenrand, was auch auf der letzten Fahrt etwas entschaedigte, da doch die staendigen Abgase und der viele Verkehr uns wieder sehr nervenaufreibend an unsere Grenzen trieb.
Am Flughafen selber hatten wir noch genung Zeit um das Gepäck und die Fahräder flugtauglich zu machen. Um 22.10 Uhr ging unser erster Flug nach Doha (Katar) , dann nach Guangzhou (China), nach 18 Stunden auf Achse landeten wir endlich in Vientiane (Laos).
Unser Gepäck und die Räder kamen ohne Verlußte oder grosse Beschädigungen an, worüber wir sehr glücklich waren, da doch 2 Zwischenlandungen mit enthalten waren.
Ein ganz neuer Abschnitt unsere Reise konnte beginnen - Südostasien.

Fazit Iran: Die meisten Leute die an den Iran denken, verbinden es sofort mit Terroristen, Atombomben, Extremisten. Also an nichts Gutes. Als wir unseren Verwandten und Freunden erzählten, wir reisen mit dem Fahrrad in den Iran, war die häufigste Reaktion.
"Ist das nicht zu gefährlich?" - Bitte vergesst das alles. Eigentlich wollten wir nur ca.10 Tage im Iran bleiben bleiben, doch es sind 22 Tage geworden.....
Wir haben noch in keinem Land so eine überwältigende Freundlichkeit und Gastfreundschaft erlebt. Bei so vielen netten Begegnungen merkt man auch schnell, das die Gastfreundschaft wirklich vom Herzen kommt. Manchmal kommt es uns auch so vor, als müssten sich die Leute mit ihrer Hilfsbereitschaft übertrumpfen und ein Nein wird schwer akzeptiert. Die Macht in der Islamischen Republik hat zwar immer noch der Revolutionsführer Ayatollah Chamenei, der Nachfolger von Ayatollah Chomeini und in Sachen Presse- und Meinungsfreiheit könnte sich noch einiges verbessern. Aber die Kleiderordnung in den Strassen hat sich schon langsam verändert. Das Kopftuch bedeckt bei einigen Frauen auch nicht mehr alle Haare und rutscht immer weiter nach hinten.
Auch Männer dürfen in kurzärmligen Hemden gehen, man sieht dies besonders bei jungen Menschen, hier verändert sich langsam etwas.
Als wir bei unzähligen Smalltalks erzählten :Wir kommen aus Deutschland", hörten wir oft: "Wir sind auch Arier". In der Tat stammen die Perser vom gleichen Indogermanischen Volksstamm ab wie die Deutschen und haben nichts mit den Arabern gemein, außer der Religion und den arabischen Buchstaben.
Radfahren im Iran ist zwar nicht unbedingt empfehlenswert, durch den vielen und recht chaotischen Strassenverkehr, geblinkt wird hier auch nie und die Hupe ist staendig im Dauereinsatz. Die Alltagsgespraeche wurden fast immer ueber mich (Frank) gefuehrt, da Frauen hier im Islam eine dem Mann untergeordnete Rolle spielen bzw.ignoriert werden. Das war schon ziemlich gewoehnungsbeduerftig fuer mich(Kathrin) und schwer zu akzeptieren. Was sich natuerlich auch langsam veraendert, denn innerhalb der Familien war das Verhaeltnis Frau und Mann wesentlich lockerer.
Wir waren trotz einiger Einschraenkungen, sehr positiv ueberrascht vom Iran und wuerden jederzeit hierher wieder eine Reise machen. 

PS: Da wir selber in einer Tourismusregion wohnen, haben wir auch einen Vorschlag zu machen. Man müßte jeden ausländischen Touristen mit "Willkommen im Spreewald, schön das sie den Spreewald besuchen" begrüßen. Das würde den Spreewald bestimmt in die Top Ten der Tourismusregionen katapultieren. Ihr Daheimgebliebenen könnt ja schon mal anfangen, wir selber setzen es dann im Frühjahr 2014 fort. Danke im Voraus.

1 Kommentar:

Lutz & Rita hat gesagt…

Hallo ihr lieben Schirmis, wir lesen gern von euch und freuen uns, dass es euch gut geht und die Reise Spaß macht. Wir denken oft an euch ... weiterhin gute Reise und kommt gesund zurück!!! Lutz, Rita und Patrick