Montag, 11. November 2013

"Wer Isfahan gesehen hat, hat die halbe Welt gesehen....."

 Teheran / Iran
78.Reisetag
Rad:3660km


Auf unserer ganzen bisherigen Tour durch den Iran haben wir immer wieder gehört, dass wir unbedingt nach Shiraz und Esfahan (dt. Isfahan) müssten, sie wären wirklich wunderbar und einzigartig. Also entschlossen wir uns die Fahrräder bei Ali und Mina zu lassen und nach Shiraz zu reisen. Ali meinte mit dem Flugzeug sei es preiswert und schnell und er besorgt uns Flugtickets. Gesagt getan und so ging es zuerst nach Shiraz für 32 € p.P.. Wir kommen in einem kleinen urigem Hotel, dem Niayesh Boutique Hotel in der Altstadt unter, dass in den verwinkelten Gassen kaum zu finden war aber eine wirklich traditionelle Atmosphäre verbreitet. Hier fühlt man sich gleich ins alte Persien zurückversetzt.
Am Abend suchen wir dann gleich den bekannten Imam Shirak Schrein. Hier kommen Frauen nur mit einem Tschador hinein und noch vor Kurzem war es ganz verboten. Aber man merkt doch schon einige Lockerungen im Iran und so muss ich mir nur ein geliehenes  grosses Tuch umlegen um hinein zu kommen. Innen gibt es allerdings 2 Abteilungen, die für Männer und die für Frauen. Freundlich wurde ich von den Frauen aufgenommen und immer wieder angelächelt, ausgefragt und herumgeführt. Herrlich mit Spiegelmosaiken verzierte Wände. Das durch den von der Kuppel herunterhängenden Leuchter erzeugte Licht wird in den Spiegeln vervielfacht und erzeugt eine Lichtfülle das es einem den Atem nimmt und eine ganz eigene Atmosphäre entsteht.
Auch im Innenhof des Shah Shirak Komplexes herrscht ein buntes Treiben. Überall sind Menschen die beten, die beim Picknick sitzen oder einfach über den Platz schlendern und die Stimmung genießen.
Am nächsten Tag bummeln wir natürlich erst mal über den Basar, denn die sind hier im Iran einfach grandios und es gibt eine Menge zu sehen. Später sehen wir uns noch die Koranschule und die Nasir-o-Mol Moschee an. Diese hat wunderbare bunte Fenster und zwischen den Säulen bricht sich hier das Licht und erzeugt ein herrliches Farbspiel.
Abends bummeln wir einfach durch die Straßen und lassen uns von den vielfaeltigen Eindrücken treiben. Am nächsten Tag steht ein Ausflug nach Persepolis an. 50 km von Shiraz, liegt die ehemalige Palastanlage der achämenidischen (altpersischen) Herrscher - 515 v.Chr.. Darius der Große fasste den Entschluss eine Anlage zu bauen, die die Größe und Macht seines achämenidischen Weltreiches architektonisch zum Ausdruck bringen sollte.
Wenn Vieles auch nicht mehr erhalten ist, zeigen doch auch die Überreste, die Säulen, Portale und Reliefs was es damals für talentierte Baumeister und Künstler gab. Wir waren sehr beeindruckt.
Am nächsten Tag ging es mit dem Bus nach Isfahan, das auf halber Strecke Richtung Teheran liegt.Isfahan soll eine der schönsten Städte der Welt sein, mal sehen. "Hast du Isfahan gesehen , hast du die halbe Welt gesehen....", sagen die Iraner. Nachdem wir in unserem Hotel eingecheckt hatten, machten wir uns auf den Weg zum schönsten Platz der Welt, so wird hier gesagt.
Ob es nun wirklich der Schönste der Welt ist, darüber ließe sich gewiss streiten, aber er ist schon mächtig beeindruckend, vorallem Abends wenn er beleuchtet ist. Der Platz, der 512m lang und 160m breit ist, wird von vier berühmten Gebäuden und zweistöckigen Arkaden umsäumt, in dem sehr viel Kunsthandwerk jeglicher Art angeboten wird.
Im Palast Ali - Quapu ist besonders der Blick über den gesamten Platz hervorzuheben und der einzigartige Musiksaal. Stuckarbeiten in der Form von Krügen und Vasen und dadurch entstand ein Raum mit nahezu idealen akustischen Eigenschaften. In den nächsten Tagen durchstreiften wir Isfahan und sahen uns wunderschöne Moscheen, aber auch die eindrucksvollen Brücken über den, leider zur Zeit ausgetrockneten, Fluss Zajandehrud.
Hier fanden wir auch die wunderbar ausgemalte Vankkathedrale der Armenier. Die Kirche ist vollständig mit Fresken aus dem Alten Testament und der Kirchengeschichte Armeniens ausgestaltet. So etwas habe ich noch nicht gesehen, wirklich super.
Zurück nach Teheran gings nach 3 Tagen wieder mit dem Bus. Busfahren im Iran macht schon Spass, im Bus selber ist nur Platz für 25 Personen (bei uns in Deutschland ca. 40). Das sind sogenannte VIP Busse, mit großem Sitzabstand und Service wie in der First Class. Für die 460 km, bezahlt man auch nur 4,80 Euro pro Person. So hatten wir 10 fahrradfreie Tage, was wir auch sehr genossen.
In Teheran angekommen wurden wir wieder von Mina und Ali verwöhnt.
Für uns hieß es auch Sachen packen, denn am nächsten Tag ging unser Flugzeug nach Vientiane (Laos). Gleich nach dem gemeinsamen Frühstück, gings mit unseren bepackten Fahrrädern Richtung Flughafen. Wir mußten ca.70 km im chaotischen Teheran auf der Strasse zurücklegen um zum Flughafen zukommen. Zwischendurch gabs auch wieder jede Menge freundlicher Zurufe und Einladungen am Strassenrand, was auch auf der letzten Fahrt etwas entschaedigte, da doch die staendigen Abgase und der viele Verkehr uns wieder sehr nervenaufreibend an unsere Grenzen trieb.
Am Flughafen selber hatten wir noch genung Zeit um das Gepäck und die Fahräder flugtauglich zu machen. Um 22.10 Uhr ging unser erster Flug nach Doha (Katar) , dann nach Guangzhou (China), nach 18 Stunden auf Achse landeten wir endlich in Vientiane (Laos).
Unser Gepäck und die Räder kamen ohne Verlußte oder grosse Beschädigungen an, worüber wir sehr glücklich waren, da doch 2 Zwischenlandungen mit enthalten waren.
Ein ganz neuer Abschnitt unsere Reise konnte beginnen - Südostasien.

Fazit Iran: Die meisten Leute die an den Iran denken, verbinden es sofort mit Terroristen, Atombomben, Extremisten. Also an nichts Gutes. Als wir unseren Verwandten und Freunden erzählten, wir reisen mit dem Fahrrad in den Iran, war die häufigste Reaktion.
"Ist das nicht zu gefährlich?" - Bitte vergesst das alles. Eigentlich wollten wir nur ca.10 Tage im Iran bleiben bleiben, doch es sind 22 Tage geworden.....
Wir haben noch in keinem Land so eine überwältigende Freundlichkeit und Gastfreundschaft erlebt. Bei so vielen netten Begegnungen merkt man auch schnell, das die Gastfreundschaft wirklich vom Herzen kommt. Manchmal kommt es uns auch so vor, als müssten sich die Leute mit ihrer Hilfsbereitschaft übertrumpfen und ein Nein wird schwer akzeptiert. Die Macht in der Islamischen Republik hat zwar immer noch der Revolutionsführer Ayatollah Chamenei, der Nachfolger von Ayatollah Chomeini und in Sachen Presse- und Meinungsfreiheit könnte sich noch einiges verbessern. Aber die Kleiderordnung in den Strassen hat sich schon langsam verändert. Das Kopftuch bedeckt bei einigen Frauen auch nicht mehr alle Haare und rutscht immer weiter nach hinten.
Auch Männer dürfen in kurzärmligen Hemden gehen, man sieht dies besonders bei jungen Menschen, hier verändert sich langsam etwas.
Als wir bei unzähligen Smalltalks erzählten :Wir kommen aus Deutschland", hörten wir oft: "Wir sind auch Arier". In der Tat stammen die Perser vom gleichen Indogermanischen Volksstamm ab wie die Deutschen und haben nichts mit den Arabern gemein, außer der Religion und den arabischen Buchstaben.
Radfahren im Iran ist zwar nicht unbedingt empfehlenswert, durch den vielen und recht chaotischen Strassenverkehr, geblinkt wird hier auch nie und die Hupe ist staendig im Dauereinsatz. Die Alltagsgespraeche wurden fast immer ueber mich (Frank) gefuehrt, da Frauen hier im Islam eine dem Mann untergeordnete Rolle spielen bzw.ignoriert werden. Das war schon ziemlich gewoehnungsbeduerftig fuer mich(Kathrin) und schwer zu akzeptieren. Was sich natuerlich auch langsam veraendert, denn innerhalb der Familien war das Verhaeltnis Frau und Mann wesentlich lockerer.
Wir waren trotz einiger Einschraenkungen, sehr positiv ueberrascht vom Iran und wuerden jederzeit hierher wieder eine Reise machen. 

PS: Da wir selber in einer Tourismusregion wohnen, haben wir auch einen Vorschlag zu machen. Man müßte jeden ausländischen Touristen mit "Willkommen im Spreewald, schön das sie den Spreewald besuchen" begrüßen. Das würde den Spreewald bestimmt in die Top Ten der Tourismusregionen katapultieren. Ihr Daheimgebliebenen könnt ja schon mal anfangen, wir selber setzen es dann im Frühjahr 2014 fort. Danke im Voraus.

Samstag, 9. November 2013

Von der Türkischen Grenze über das Kaspische Meer nach Teheran

Teheran / Iran
68.Reisetag
Rad:3590km

Der Ararat (5137 m) begleitete uns beim Grenzübertritt.
Kurz vor der Grenze musste wir uns noch der muslimischen Kleiderordnung unterwerfen, sprich langärmelige Bluse, lange Hosen und das Wichtigste, ein Kopftuch für mich und auch für  Frank  waren nur noch lange Hosen angesagt. Dann ging es etwas gespannt zur Grenze, aber alles unnötig, unkompliziert und freundlich wurden wir begrüßt und hörten die Worte die wir hier noch oft zugerufen bekommen: "Welcome in Iran".
Es erwartete uns viel Neues. Die Schrift (Farsi) war fuer uns unleserlich, oft standen wir wie Analphabeten vor den Strassenschildern.
Das Geld war die naechste Huerde, fuer 1Euro gab es 40000 Iranische Rial, so dass wir immer mit einem riesigen Packen Geld unterwegs waren. Visakarten konnte man hier wegen dem Wirtschaftsembargo nicht benutzen. Manchmal waren die Preise aber auch in Toman (alte persische Waehrung, im Strassenhandel noch verwendet) angegeben. Was fuer uns immer wieder fuer Verwirrung sorgte. So hielten wir der Einfachheit halber unser Geldpacken hin und die Haendler nahmen sich was sie bekamen.  
Schon in der ersten iranischen Stadt, Maku, bekamen wir die tolle Gastfreundschaft zu spüren. Bei einer Besichtigung der Stadt und Umgebung wurden wir von einer iranischen Familie zum Picknick eingeladen. Sie waren, wie fast alle Iraner,  sehr an Informationen aus Deutschland interessiert und wenn es mit unserem Englisch nicht mehr ging mussten Gesten und Pantomime das Ganze ersetzen und alle hatten viel Spass dabei.
Das sollte uns auf unserem ganzen Weg durch den Iran begleiten. So lernten wir viele nette Iraner kennen, z.B. Mohammed, der fragte ob wir Kebab mögen und dann seinen Kofferraum öffnete und Holzkohle, Spieße und Fleisch herausholte, Steine zum Grillbau gab es am Straßenrand genug.
Oder Mina und Ali, die wir bei einer Rast kennenlernten und die uns spontan zu sich nach Teheran einluden. Dort blieben wir dann sogar mehrere Tage und machte von dort unsere Ausflüge nach Shiraz und Isfahan und sie wurden zu guten Freunden, die wir hoffentlich auch mal bei uns in Lübbenau begrüßen dürfen. So gab es unzählige Begegnungen und das macht für uns den Iran unvergesslich.
Von Maku ging es weiter nach Tabriz, wo wir an zwei Ruhetagen die schöne alte Stadt mit herrlich urigem Basar durchstreiften. Viel ruhiger und authentischer wie in Istanbul.Von dort fuhren wir mit dem Nachtbus (9 Stunden)  zum Kaspischen Meer, von dem man im Unterricht ja immer gehört hat und nun wollten wir es auch mal sehen und darin baden, hier erreichten wir auch den tiefsten Punkt unserer bisherigen Reise. Das Kaspische Meer liegt ca. 28 m unter dem Meeresspiegel und ist der größte See der Erde.
Ab Rasht ging es Richtung Osten immer am  Kaspischen  Meer entlang. Hier hatte man das Gefühl eine geschlossene Ortschaft nicht zu verlassen. Über 200 km Haus an Haus, Stadt an Stadt...... Das erforderte auch unsere  volle Aufmerksamkeit, da der Straßenverkehr gegenüber der Türkei merklich zugenommen hatte.  Leider gab es dadurch kaum Möglichkeiten zum Zelten, aber immer fanden wir eine passende Unterkunft im Iran. Mal wurden wir privat eingeladen, mal ein preiswertes Hotel und zwei mal war doch auch zelten möglich. Im strömenden Regen fuhren wir in Chalus, der letzten Station am Kaspischen Meer ein. Bei der Suche nach einem Hotel, lud uns Arash spontan zum Übernachten in sein Haus ein. Bei der abendlichen Geburtstagsfeier für seinen Sohn Bahram (10 Jahre), lernten wir auch die ganze  Familie kennen.
Dort wurde es bei Musik,Tanz und gutem Essen richtig gemütlich und auch die Frauen entledigten sich sofort ihrer Kopftücher. 
Mit vielen guten Wünschen und Ratschlägen ging es am nächsten Tag Richtung Süden  über das Elbursgebirge und über den 2630 m hohen Pass. Den steilsten Teil des Aufstiegs legten wir mit Hilfe eines Pick-up zurück . Bei einer Rast auf der Passhöhe lernten wir  dann Ali und Mina kennen, die  nun in Teheran auf uns warteten. Bis dort gings dann über 70km (in Worten siebzig Kilometer) fast nur bergab, da macht das Rad fahren selbst bei Regen Spass.
Erst  in Teheran wurde es für uns Fahrradfahrer wieder richtig hart, der Großstadt Verkehr hatte begonnen und das heißt auf  teheranisch, aus 4 Fahrspuren werden 6 gemacht, jeder fährt wie er will, ob bei Rot oder Grün, jede Lücke wird genutzt und wenn ein Spalt breit Platz ist hüpft da noch ein Moped dazwischen, also kaum Platz für uns und dann noch die Geisterfahrer, die uns auf der Standspur entgegenkommen, manchmal vorwärts aber auch oft rückwärts, also ein absolutes Chaos. Auch die Anwesenheit von Verkehrspolizisten ändert nichts an diesen Gepflogenheiten. Wenn man dann endlich mit Verkehr schwimmt und voran kommt, stoppt  unmittelbar vor uns ein Auto, so dass wir voll auf die Bremsen gehen müssen und dann hören wir wieder:"Welcome in Teheran, Where are you from und Foto, Foto..... " .
So geht es unzählige Male, bis wir endlich ziemlich genervt bei Ali und Mina eintreffen. Aber Mina empfängt uns so freundlich und serviert gleich Tee und Gebäck das wir ganz schnell wieder die Strapazen vergessen. Wir fühlen uns hier gleich zu Hause und verleben ein paar schöne Tage in Teheran, bis wir dann unsere fahrradfreien Ausflüge nach Shiraz und Isfahan machen.


Dienstag, 22. Oktober 2013

Grüße aus dem Iran - per WhatsApp gesendet

Im Iran ist der Blog leider gesperrt, weshalb es also von hier nicht so viele Meldungen geben wird.
So sah unser gesperrter Blog im Iran aus
Meldung per WhatsApp

Wir sind gut im Iran gelandet und wirklich positiv überrascht. Die Menschen hier sind super nett. Wir fallen hier total auf , auch wenn wir zu Fuß durch die Stadt gehen. Immer wieder werden wir gefragt woher wir kommen und wie uns der Iran gefällt oder nur kurz im vorbeigehen gesagt "Welcome in Iran".
Gestern Abend wollten wir nur noch kurz ein kleines Stück gehen und mussten über die Straße (das ist hier halsbrecherisch, denn alles fährt und dazwischen versuchen die Fußgänger auf die andere Straßenseite zu kommen). Plötzlich hält ein Auto an und der Fahrer fängt an sich mit uns auf deutsch zu unterhalten, hinter ihm Hupkonzert und Stau, das interessiert ihn gar nicht. Er sagte, wir sollen warten und er kommt, lenkt sein Auto über 3 Spuren an den Rand und lädt uns ein zur Stadtrundfahrt. Gelandet sind wir dann noch in einer Musikschule, wo seine Freundin Daf spielt, eine Art Tamburin. Die Gruppe von 10 Leuten spielte und sang uns spontan ein paar Lieder vor - absolut Klasse!         

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Dienstag, 15. Oktober 2013

Güle Güle Türkiye - Auf Wiedersehen Türkei

Dogubayazit/Türkei
1950m ü.d.M.
55.Reistag
Rad 2915 km

Noch 35 km trennen uns von der iranischen Grenze, bevor es morgen früh weiter Richtung Osten geht. 3 Tage haben wir in Dogubayzit Zwischenstopp gemacht.
Dazwischen lag noch der höchste von uns befahrene Pass - 2210m.
Einige Nächte in den Bergen, mit traumhaften Ausblicken, eiskalten Temperaturen und wecken durch Schafherden.

44 Tage sind wir insgesamt durch die Türkei geradelt, wobei wir 2255 km per Rad zurücklegten. Wir sind schon gespannt was uns im Iran erwartet.
Je weiter wir von Erzurum ins Ostanaolische Hochland hineinfuhren desto mehr änderte sich auch das Verhalten der Menschen. Sie waren zwar weiter sehr gastfreundlich, aber die Älteren sprachen seltener mit mir, sondern doch eher mit  Frank. Oft mussten wir uns Kindern erwehren, die entweder sehr bedrängend und alles befingernd waren, " Hello, give me money" schreiend hinter uns herliefen oder Steine schmissen.
Dann waren da ja auch noch die türkischen Hirtenhunde, Kangals, die auch immer wieder urplötzlich zähnefletschend und laut kläffend uns nachjagten, das hieß mächtig in die Pedalen zu treten (wenn es bergab ging war es ja leicht, aber bergauf...) oder unser Pfefferspray zu benutzen. So fuhr man immer mit kontrollierendem Blick, ob eines dieser Probleme auf uns lauerte. 
Wir hatten aber auch sehr fröhliche Begegnungen mit Menschen in den ärmlich wirkenden Bergdörfern. Da waren die Kinder die mit ihrem Karren Steine holen wollten oder die jungen Mädchen die ihren Teppich säuberten oder die Frauen die Schafswolle filzten, alle erledigten gemeinsam die Arbeit, hatten dabei Freude und ließen auch uns daran teilhaben.


Eine wechselnde Landschaft mit einigen Bergpässen und toller Bergkulisse und das schöne Wetter machten auch diesen Abschnitt unserer Tour zum Erlebnis.
Daran konnte auch nicht der sehr grobkörnige und daher schwer fahrbare Asphalt etwas ändern.
Ach und dann muss man ja auch noch ein paar Worte über die Autofahrer in der Türkei verlieren. Fahrradwege wie man sie aus Deutschland kennt gibt es hier überhaupt nicht, aber die meisten Straßen sind vierspurig ausgebaut mit einem breiten Seitenstreifen, ideal für Radfahrer. Oder wir fuhren übers Land wo kaum Verkehr herrschte. Auf dem Seitenstreifen lag aber auch allerhand Unrat - Scherben, geplatzte LKW Reifen, Draht, Schrauben usw..........Aber unsere Plattenserie (Frank 5, Kathrin 1) scheint jetzt auch zu Ende zu sein, seit über 1200 km sind wir Plattenfrei. Wir fahren übrigens die gleichen Reifen - Schwalbe Marathon Mondial - eigentlich unplattbar. Andere Pannen können wir noch nicht vorweisen, Danke nochmal an Peter und Robert von der "Fahrradschmiede" Goyn in Lübbenau/Spreewald für die Unterstützung im Vorfeld der Tour.
Franks Hinterrad mit Durchschuss
Nur mit dem Blinken nehmen es die türkischen Autofahrer nicht so genau, eigentlich könnte man die Blinker bei türkischen Autos einsparen, da sie fast nie benutzt werden, was uns machmal in etwas heikle Situationen brachte. Dafür benutzen sie die Hupe umso lieber, ständig wird man angehupt, meistens ist es ja freundlich gemeint, aber manchmal kann es einem mächtig auf die Nerven gehen. Wir würden vorschlagen in türkische Autos zwei unterschiedliche Hupen einzubauen, die erste für "Hallo mein Freund" und die zweite für "Mach Platz du A........". Eigentlich haben wir fast immer "Hallo mein Freund" herausgehört, was noch durch freundliches Winken unterstützt wurde. Vielleicht liest diese Zeilen ein Autohersteller, was man mit der Blinkanlage einspart, könnte man in die zweite Hupe investieren. Selbst von Fahrschulautos und Polizeiautos wird man angehupt, wahrscheinlich steht dies in der türkischen Straßenverkehrsordnung. Besonders erschreckend ist es, wenn der LKW auf gleicher Höhe ist und dann mit seinen Fanfaren loslegt, einfach ohrenbetäubend bis schmerzhaft. Aber wir wissen ja das er es eigentlich freundlich meint und das bewies auch eine Einladung eines  kurdıschen Truckfahrers zum Imbiss. Das versöhnte uns wieder mit ihnen.
Hier in Dogubayazit haben wir ein schönes Hotel mit Blick auf den Ararat, mit 5137m der höchste Berg der Türkei,  gefunden.
Gleich vor dem Hotel findet seit 2 Tagen ein Markt statt und auch sonst sieht man in der ganzen Stadt zu jeder Tageszeit solche Menschenmassen die einkaufend durch die Straßen ziehen, wie bei uns zu Weihnachten auf den Weihnachtsmärkten.Ab heute wird naemlich 4 Tage lang das Opferfest gefeiert, das ist in der islamischen Welt eines der  höchsten Feste.

Von unserem Hotelfenster können wir das live verfolgen und wundern uns nur, dass hier zur Zeit scheinbar nur die Verkäufer arbeiten und das sind traurigerweise auch viele Kinder, die dadurch natürlich nicht in die Schule gehen.


Heute früh wollten wir uns den oberhalb der Stadt gelegenen Ishak-Pascha-Palast ansehen, aber leider war er durch die Feiertage geschlossen. So durchstreiften wır die Berge und genossen die schönen Ausblicke.
Ishak-Pascha-Palast
Kuppelmoschee mit alter Festungsanlage
Übrigens sitzen wir nicht gemütlich in unserem Hotelzimmer um den Bericht zu vollenden, sondern mussten in ein Internetcafe ziehen welches ein Notstromaggregat am Laufen hat. In unserem Hotel gibt es schon seit 2 Tagen immer mal wieder keinen Strom , kein Wasser und heute Abend ist die Versorgung ganz zusammengebrochen.
Wir beenden unsere erlebnisreiche Türkeitour mit einer Flasche türkischen Rotwein und freuen uns auf die naechste Herausforderung - die Islamische Republik Iran.











Mittwoch, 9. Oktober 2013

Jetzt gehts doch in den Iran

Trabzon/Türkei
49. Reisetag
Bus 690 km
Merhaba - Guten Tag

Nachdem wir unsere meisten Sachen und die Fahrräder in Erzurum gelassen haben, gings am Sonntag früh mit dem  Bus ins 300 km entfernte Trabzon am Schwarzen Meer. Unterwegs sah es in den Höhenlagen schon recht weiß aus, der Winter schickte einige Grüße.
In Trabzon angekommen wurden wir mit kräftigem Regen begrüßt, so dass wir den Rest des Tages im Hotel verbrachten und gespannt auf den nächsten Tag warteten.
Am Morgen gings  gleich um 9.00 Uhr zum iranischen Konsulat. Mit uns zugleich wurden 3 junge Japaner reingelassen. Wir wurden sehr freundlich  von einem Mitarbeiter begrüßt, der als erstes alle Reisepässe durchblätterte, um zu sehen ob wir keinen israelischen Einreisevermerk besitzen. Dann gabs für jeden einen Visumsantrag den wir ausfüllen sollten. Mit der  Abgabe eines Passfotos war die Sache schon erledigt. Die 3 Japaner mußten außerdem noch ihre Fingerabdrücke hinterlassen, wir nicht. Nun sollten wir nur noch jeder 75 Euro auf der Bank einzahlen und am Nachmittag unsere Pässe mit Visum abholen.
Gegen 17.00 Uhr trafen wir wieder mit allen andern Reisenden  am Konsulat ein, wo uns mit einem "Herzlich Willkommen im Iran" unsere Pässe übergeben wurden. Auch die anderen Traveller waren sehr erfreut über die schnelle Bearbeitung. Ein Schweizer Pärchen u.a. versuchte in Tiflis (Georgien) einen Visumantrag für den Iran zu stellen, doch sie wurden auch dort weggeschickt - ohne Referenznummer geht nichts. Hier wurde uns innerhalb von 8 Stunden, ohne Referenznummer, ganz freundlich das Visum überreicht. Das soll jemand verstehen, für das gleiche Land gibt es solche unterschiedliche Bearbeitungsformen für Visaanträge.
Oder haben wir in Erzurum für ein anders Land einen Visumsantrag gestellt.......?
Wir sind froh das jetzt das "Ding" bei uns im Pass klebt, die Tour kann wie geplant weiter gehen. Morgen starten wir ab Erzurum die letzten 310 Kilometer in der Türkei. Da auch das Wetter wieder besser werden soll, sind wir guter Dinge, dass in den Höhenlagen kein Schnee mehr liegt. Wir haben nämlich unsere Winterausrüstung zu Hause gelassen.
Hier in Trabzon sind z.Zt. auch ca. 250 Bundeswehrangehörige stationiert, die den Rückzug der Technik aus Afghanistan koordinieren. Sie wohnten gleich im Hotel nebenan und wir fühlten uns gut bewacht. Als wir am nächsten Morgen zum Bus an diesem Hotel vorbeigehen, ruft einer: "Guten Tag Lübbenau", ein Nachbar aus Lübbenau begrüßte uns. Oliver Kroll, der in unserer Strasse wohnt und zur Zeit als Soldat hier in Trabzon stationiert ist. Zufälle gibt es.
Morgen morgen wollen wir ab Erzurum die letzten 310 Kilometer in der Türkei zurück legen. Nach 6 fahrradfreien Tagen freuen wir uns wieder im Sattel  zu sitzen.




Dienstag, 8. Oktober 2013

Wildes Kurdistan - Von der Straße weggefangen zum Cay

Erzurum/Türkei
1950 m ü.d.M.
45.Reisetag
Rad 2616 km
Bahn 332 km
 Bus 90 km
Merhaba - Guten Tag

Nach vielen Rad - und Bahnkilometern kommen wir in Erzurum an. Hier bemerken wir  wie die Vorboten des Winters angeschlichen kommen. Bis hierher konnten wir noch einige Nächte im Zelt verbringen, doch bei der Einfahrt nach Erzurum (370.000 Einwohner) sahen wir schon die schneebedeckten Gipfel.
Die Stadt ist von mehreren Dreitausendern umringt und ist gleichzeitig die größte Stadt in Ostanatolien, auf 1950 m ü. d. Meeresspiegel. Hier soll auch das beste Skigebiet der Türkei liegen, bei den Bergen kein Wunder. Schnell ist eine Unterkunft gefunden, denn am nächsten Tag (Freitag) wollen wir das Visum für den Iran im iranischen Konsulat beantragen.
Auf der Fahrt ab Kappadokien, hatten wir wieder viele tolle Erlebnisse - Eigentlich wird man bis zu zwanzig mal am Tag zum Cay (Tee) eingeladen, meist reicht nur die typische Handbewegung oder es wird Cay, Cay..... über die Straße gerufen. Wenn wir jede Einladung angenommen hätten, wären wir wahrscheinlich erst kurz hinter "Istanbul"......Doch jede Einladung kann man auch nicht ausschlagen, so haben wir einige Radlerpausen bei einem  oder zwei Glas Tee, am Straßenrand oder auf dem Feld verbracht. 
Doch öfters wurden wir auch herzlich mit in die Wohnung eingeladen, aus fast jeder Familie hat schon mal jemand in Deutschland gearbeitet und spricht somit etwas deutsch. So kam es mehrmals vor, dass die Frau gleich in die Küche geschickt wurde um  für uns eine ordentliche Mahlzeit vorzubereiten, was wir auch dankend annahmen. Während uns der Hausherr stolz sein Haus (jedes einzelne Zimmer) zeigte, was er mit der schwerverdienten D - Mark errichtete. Einmal wurden wir auch gleich noch mit zur Übernachtung im Haus eingeladen. Diese Einladungen sind ja immer eine tolle Sache, doch die Kilometer die wir an diesem Tag eigentlich schaffen wollten sind dann immer dahin, da sich die Einladungen meisten über 2-3 Stunden hinziehen.


Oder wir quälen uns einen der vielen Pässe in der Türkei hoch, oben angekommen stoppt ein Siemens Pkw neben uns, der Mann steigt aus und schenkt uns jedem eine Flasche Mineralwasser. Er hat unsere deutsche Fahne am Fahrrad gesehen und wollte  eben eine gute Tat vollbringen.  Danke dem unbekannten Siemensmitarbeiter.
Ab Sivas gings bis Erzicane mit der Bahn durch eine bezaubernde Berglandschaft über 300 km weiter, da wir nicht jeden Pass mit dem Rad in der Türkei bezwingen müssen oder wollen. Einige Pässe liegen aber trotzdem noch vor uns, auf dem Weg in den Iran. Hoffentlich kommt der Winter nicht zu schnell, es soll hier ja auch wieder etwas wärmer werden.
Freitag gings gleich nach dem Frühstück zum iranischen Konsulat in Erzurum, um das Visum für den Iran zu beantragen. Kathrin legte extra keine körperbetonte Kleidung an und versteckte ihre Haarpracht unter einem Kopftuch. Der zustängige Mitarbeiter erklärte uns, dass wir uns unbedingt eine Referenznummer für den Visumantrag besorgen müssen, bei einer Visaagentur in Deutschland, um überhaupt einen Antrag  stellen zu können - Wartezeit ca. 10 Arbeitstage. Wir waren erstmal baff, wie nun weiter ??? Wir versuchten es am Nachmittag noch einmal im iranischen Konsulat, aber sie ließen sich nicht erweichen.
Was nun...???  Wie gehts weiter...??? Fahren wir nach Georgien bzw. Armenien weiter, um von dort nach Südostasien zu fliegen? Eigentlich ist Teheran das Flugdrehkreuz nach Südostasien, aber wie ohne Visum in den Iran gelangen. So recherierten wir im  Internet, wo wir ohne Referenznummer das Visum schnell erhalten. Als einzigste Möglichkeit bleibt uns nun erstmal Trabzon am Schwarzen Meer, was 300 km entfernt ist. So werden wir am Sonntag mit dem Bus nach Trabzon fahren, um dort am Montag einen neuen Versuch für das Visum zu unternehmen.
Wir hatten uns schon im Vorfeld der Tour mit dem Problem Visum für den Iran auseinandergesetzt. Doch es gab so viele  unterschiedliche  Informationen im Internet ob eine Referenznummer notwendig ist oder nicht, ob es in Trabzon oder Erzurum schneller bei der Bearbeitung gehe. Die aktuellsten Infos von einige Leute in Foren waren, in Erzurum wird keine Referenznummer verlangt und man bekommt das Visum noch am selben Tag ausgehändigt. Deshalb haben wir es  hier versucht , doch ohne Erfolg.
Schauen wir mal in Trabzon.